Kant und Schiller - Menschenbilder formen Gesellschaften |
Es ist heute unschwer zu erkennen, wo hinein die Konvergenz von gesetzlich sanktioniertem Eingriff in die Privatsphäre und dem massivem Ausbau der Überwachungstechnologien münden wird! Aber welche treibende Kraft steckt hinter dieser beängstigenden, scheinbar unaufhaltbaren Entwicklung? Es ist letztlich das negative Menschenbild, das paradoxerweise derselbe Aufklärer Immanuel Kant vertrat, der auch den "Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit" forderte.
Das chinesische Sozialkreditsystem |
"Na und?" fragt sich das moderne Schlafschaf, "ich haben doch nichts zu verbergen? Wir leben doch in einer Demokratie mit Menschenrechten?" Träum weiter! Der "große Diktator" ist kein Mensch! Die Rede ist vom vollautomatischen Social Credit Score-System (SC), wie es in China letztes Jahr eingeführt wurde. Wer sich daneben benimmt (z.B. mit dem Auto zum Einkaufen fährt, statt mit dem Fahrrad oder sonst wie CO² unnötig produziert), bekommt Punkteabzug; wer gehorcht (regelmäßig seine Eltern besucht, weniger oft in den Urlaub jettet), wird vom System mit Punkten belohnt. Aufgrunddessen sollen Chinesen schon 17 Millionen Flüge verweigert worden sein. Mobilität wird immer weiter eingeschränkt. Dazu Zitat Angela Merkel: "In 20 Jahren wird man nur noch mit Sondergenehmigung selbständig Auto fahren dürfen." Dazu kommt natürlich der bargeldlose Zahlungsverkehr, der alle gekauften und verkauften Gegenstände protokolliert, einschließlich Ort, Zeit und Transaktionspartner.
Zwischen intelligentem Stadt-Management und Totalüberwachung ist es nur ein Klick.
„Wer es wagt, in den sozialen Medien ständig über die Missstände im Land zu schimpfen, bekommt Punkte abgezogen. Wang spricht vom 'kommunistischen Musterbürger', den die chinesische Führung auf diese Weise schaffen wolle. Zugleich bedeute das 'die totale Kontrolle'.“
– Felix Lee: Die AAA-Bürger
Diese Entwicklung ist aber kein Naturgesetz, sondern dahinter steckt ein ganz bestimmtes Menschen- und Staatsbild, wie es bereits der Aufklärer Immanuel Kant mit beängstigender Prophetie skizzierte. Für Kant ist der Mensch eine Art Bestie "mit böser Gesinnung", wie auch aus seinem Entwurf des "Ewigen Friedens" erkennbar wird.
Träumt Kant hier von einer "harten" Staatserrichtung in Form eines Superstaates? Kants oft unnötig geschraubt-überladener Satzbau lädt geradezu zu Missverständnissen ein. In Diskussionen zum vorstehenden Artikel in diversen Facebook-Gruppen wurde (u.a. vom "Kant-Kenner" Dr. phil. Zorn) zu Kants Entlastung versucht, das Personalpronomen "es" (im Nebensatz "so hart es auch klingt") nicht auf die adverbiale Präpositionalphrase (adv PP) "selbst für ein Volk von Teufeln ... auflösbar", sondern auf das Subjekt (das Problem) im Sinne von "schwer" zu beziehen, bzw. das Adjektiv "hart" im Sinne von "kaum" auf das glaubende positive Ergebnis der Lösung."01... Nun ist die republikanische 02 Verfassung die einzige, welche dem Recht der Menschen vollkommen angemessen, 03 aber auch die schwerste zu stiften, vielmehr noch zu erhalten ist, dermaßen 04 daß viele behaupten, es müsse ein Staat von Engeln sein, weil 05 Menschen mit ihren selbstsüchtigen Neigungen einer Verfassung von so 06 sublimer Form nicht fähig wären. Aber nun kommt die Natur dem verehrten, 07 aber zur Praxis ohnmächtigen allgemeinen, in der Vernunft gegründeten 08 Willen und zwar gerade durch jene selbstsüchtige Neigungen zu 09 Hülfe, so daß es nur auf eine gute Organisation des Staats ankommt 10 (die allerdings im Vermögen der Menschen ist), jener ihre Kräfte so gegen 11 einander zu richten, daß eine die anderen in ihrer zerstörenden Wirkung 12 aufhält, oder diese aufhebt: so daß der Erfolg für die Vernunft so ausfällt, 13 als wenn beide gar nicht da wären, und so der Mensch, wenn gleich nicht 14 ein moralisch=guter Mensch, dennoch ein guter Bürger zu sein gezwungen 15 wird. Das Problem der Staatserrichtung ist, so hart wie es auch klingt, 16 selbst für ein Volk von Teufeln (wenn sie nur Verstand haben) auflösbar 17 und lautet so: "Eine Menge von vernünftigen Wesen, die insgesammt allgemeine 18 Gesetze für ihre Erhaltung verlangen, deren jedes aber insgeheim 19 sich davon auszunehmen geneigt ist, so zu ordnen und ihre Verfassung einzurichten, 20 daß, obgleich sie in ihren Privatgesinnungen einander entgegen 21 streben, diese einander doch so aufhalten, daß in ihrem öffentlichen Verhalten 22 der Erfolg eben derselbe ist, als ob sie keine solche böse Gesinnungen 23 hätten."
- Kant: AA VIII, Zum ewigen Frieden. Ein ... , Seite 366
Diese Interpretationsvarianten ergeben jedoch weder syntaktisch, noch semantisch Sinn. Warum sollte Kant eine solch positive Wirkung als "hart" bezeichnen wollen, statt eher als "erstaunlich" oder "wundersam"? Die Formulierung der Problemlösung "klingt" nicht, sondern "lautet (so):". Der Nebensatz "so hart wie es auch klingt" muss sich logischerweise auf die vorausgehende adv PP beziehen. Man kann den Nebensatz auch nicht auf die Natur des Problems beziehen, denn erstens beschreibt Kant das Problem weiter oben bereits als einfach lösbar: es käme "nur auf eine gute Organisation des Staats an". Zweitens wäre "hart" im deutschen Sprachgebrauch eine ungebräuchliche Attribuierung eines Problems, das normal eher als "schwer", bzw. "groß" oder "ernst" bezeichnet wird (es gibt ja auch umgekehrt kein "weiches", sondern nur ein "leichtes" Problem). Drittens "klingt" ein Problem (sofern sich das Personalpronomen "es" auf das Problem bezieht) nicht "hart", sondern "ist", wennschon, "hart".
Warum also "klingt" die adverbiale Präpositionalphrase "selbst für ein Volk von Teufeln auflösbar" so "hart"? Weil sie eben eine unbarmherzig zwingende, ja geradezu unmenschliche Wirksamkeit impliziert! Womit wir beim Superstaat wären. Ein "guter Bürger" ist bei Kant noch lange nicht gleichzusetzen mit einem guten Menschen, sondern er zeichnet sich vor allem durch Gehorsam gegenüber seinem Herren aus.
Kant profitierte von der Regentschaft Friedrichs des Großen.Kant wurde posthum übrigens eine schizoide Persönlichkeitsstörung attestiert, die "gekennzeichnet ist durch:
Feudalherrschaften lassen sonst keine Diskursöffentlichkeit zu. Der große Fritz aber sagte: "Räsoniert, soviel ihr wollt, nur gehorcht." Kant akzeptierte das als Fortschritt und schlug einen doppelten Gebrauch der Vernunft vor: "öffentlich" braucht die Vernunft freien Auslauf, "privat" bleibt sie gebunden - wobei Kant als "privaten Vernunftgebrauch" bezeichnet, was wir in dem uns anvertrauten bürgerlichen Posten denken und äußern dürfen.
- Ursula Homann
Auch das ist ein starker Hinweis für Kants misanthropische Grundeinstellung, die absolut kein Problem mit einem übermächtigen Superstaat hat. Er hätte sich wohl in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt, wie perfekt seine Dystopie heute bereits in China umgesetzt wird! Wird dieses Menschenbild aber der Realität gerecht? Kriminalität ist eine Definitionsfrage, genauso wie Krankheit. Die Hauptursache für Kriminalität ist nicht angeborene Bosheit, sondern Armut, bzw. mangelnde Erziehung in menschlichen Werten. Armut ist eine der schlimmsten Formen von Gewalt. Steigere die Ungleichheit und die Armut, dann steigert sich die Kriminalität automatisch.Personen mit einer schizoiden Persönlichkeit sind oft extreme Einzelgänger, die keine Freude an engen Beziehungen haben. Sie werden häufig als kühl und unnahbar erlebt. Somit liegt ihre größte Beeinträchtigung im Bereich des zwischenmenschlichen."
- Distanziertheit, d.h. in sozialen Beziehung verhält sie sich häufig distanziert und möchte am liebsten in Ruhe gelassen werden,
- sie neigen daher eher dazu, Kontakte zu anderen zu vermeiden und beschäftigen sich lieber mit sich selbst,
- sie ziehen sich häufig zurück und leben isoliert,
- die Bandbreite ihres Gefühlsausdrucks in sozialen Interaktionen ist beschränkt.
Die Umwelt wird ganz einfach krank definiert, ebenso die Menschen. Es gibt in Wahrheit weder einen menschengemachten Klimawandel, noch ein Ressourcenproblem. Die Verfügbarkeit von Ressourcen ist einzig und allein eine Frage des Energiepreises - und genau der wird künstlich in die Höhe getrieben, denn in einer monopolisierten Wirtschaft wird Profit nicht durch Mehrproduktion und Verbilligung, sondern durch künstliche Verknappung erwitschaftet, die sich hinter Verboten (s. u.a. das Hanfverbot, der schnellstwachsenden, chemiefreien Faser-Ressource überhaupt) und absichtlichen Fehlentwicklungen (Windkraft) versteckt. Eine gesunde, dynamische Gesellschaft, die nicht immer neue, grundlegendere, preiswertere Ressourcen erschließen kann, ist zur Stagnation und damit zum Untergang verdammt. Neben dem quantitativ-begrenzten Wachstum gibt es noch das qualitativ-unbegrenzte Wachstum, das sich in einem universalen Prinzip der Höherentwicklung offenbart: Effizienzsteigerung durch Verdichtung. Darunter fallen alle Hochtechnologien, wie Mikronisierung und Energieverdichtung, aber auch effiziente Transport- und Unterbringungstechnologien. Der umfassendste Parameter, der all das zusammenfasst, ist - laut dem Universalgelehrten Lyndon LaRouche - die Bevölkerungsdichte, bzw. das Bevölkerungsdichtepotenzial. Nur eine gesunde, sich entwickelnde Gesellschaft hat ein großes Potenzial. In seinem vielfach übersetzten und damaligem Millionen-Bestseller "Die Grenzen des Wachstums" von 1972 hat der NATO-Think-Tank "Club of Rome" diese Unterscheidung zwischen horizontalem und vertikalem Wachstum einfach unterschlagen und auf dieser Basis ein Horrorszenario entworfen, das zugleich der Startschuss für die "grüne Bewegung" der Hochfinanz war (nein, die ersten Grünen waren keine Hausfrauen, die sich Sorgen um ihre Kinder machten, im Gegenteil: damals waren diese noch stolz, wenn der Sohnemann Pilot oder Raketenkonstrukteur werden wollte!).
Nein, der Mensch ist kein "Parasit", bzw. "unnützer Esser" (Zitat HRH Prince Philip), sondern von Grund auf gut, wie der große Deutsche Friedrich von Schiller erklärte. Auf seiner Entwicklung hin zum mündigen, souveränen Bürger macht er natürlich kleinere und größere Fehler, aber diese können überwunden und korrigiert werden. Schiller lehrte das genaue Gegenteil von Kant, auch wenn er mit Kant als "Aufklärer" gerne in einen Topf geworfen wird. Er bezeichnete engstirnige Formalisten wie Kant scherzhaft als "Brotgelehrte" (vgl. seine Jeaner Antrittsrede als Geschichtsprofessor, für die er stehende Ovationen erntete in einem völlig überfüllten Hörsaal).
"Schillers Denkweise läßt uns immer den "philosophischen Kopf" erkennen, der bestrebt ist, das untersuchte "Gebiet zu erweitern", der weiß, daß "nur der abstrahierende Verstand ... jene Grenzen" in der Wissenschaft "gemacht hat" und dessen "edle Ungeduld ... nicht ruhen kann, bis alle seine Begriffe zu einem harmonischen Ganzen sich geordnet haben"; ja, der sein einmal errichtetes Ideengebäude "selbst zertrümmert", um es "vollkommener wiederherzustellen". Wir erleben bei Schiller immer einen Gedankenprozeß und werden selbst zum Weiterdenken angeregt.
Kant erweckt durch einen komplizierten und trockenen Vortrag den Eindruck einer alles berücksichtigenden, tiefen Betrachtung, welche das eigene Wissen immer selbstkritisch durchleuchtet. Schaut man genauer hin, so entpuppen sich die tiefen Urteile leider allzuoft als unhaltbare Vorurteile, und viele der tiefsinnig kompliziert klingenden Sätze werden, wenn man sich endlich klar gemacht hat, was sie denn sollen, zu ärmlichen Belanglosigkeiten. Für Kants Denkweise ist ein formalistischer, bisweilen pedantischer Zug typisch. Ich muß zugeben, daß ich mich beim Lesen von Kant oft ungut fühle, weil mein Denken nicht, wie bei Schiller, angeregt wird, sondern im Gegenteil in Denkschablonen gepreßt, eingeengt und manipuliert wird. Die berühmten "Kantschen Antinomien" sind ein Beispiel einer derartigen Manipulation, eine Argumentationskette, die wirklicher Wahrheitsfindung widerspricht."
- Ralf Schauerhammer, Neue Solidarität 27/2003
Nach Kant ist der Egoismus die treibende Kraft hinter der Gesellschaft, nach Schiller die selbstlose elterliche Liebe. Pessimismus (Undankbarkeit) oder Optimismus (Dankbarkeit)? Halb leer oder halb voll? Jeder Mensch fühlt sich - gemäß seiner eigenen Traumatisierung durch das Elternhaus - unwillkürlich zu einer dieser diametralen Sichtweisen hingezogen.
Schillers Menschenbild
(Auszug aus "Etwas über die erste Menschengesellschaft nach dem Leitfaden der Mosaischen Urkunde / Übergang der Menschen zur Freiheit und Humanität")
"An dem Leitbande des Instinkts, woran sie noch jetzt das vernunftlose Tier leitet, mußte die Vorsehung den Menschen in das Leben einführen und, da seine Vernunft noch unentwickelt war, gleich einer wachsamen Amme hinter ihm stehen. Durch Hunger und Durst zeigte sich ihm das Bedürfnis der Nahrung an, was er zur Befriedigung desselben brauchte, hatte sie in reichlichem Vorrat um ihn herum gelegt, und durch Geruch und Geschmack leitete sie ihn im Wählen. Durch ein sanftes Klima hatte sie seine Nacktheit geschont und durch einen allgemeinen Frieden um ihn her sein wehrloses Leben gesichert. Für die Erhaltung seiner Gattung war durch den Geschlechtstrieb gesorgt. Als Pflanze und Tier war der Mensch also vollendet. Auch seine Vernunft hatte schon von fern angefangen, sich zu entfalten. Weil nämlich die Natur noch für ihn dachte, sorgte und handelte, so konnten sich seine Kräfte desto leichter und ungehinderter auf die ruhige Anschauung richten, seine Vernunft, noch von keiner Sorge zerstreut, konnte ungestört an ihrem Werkzeug, der Sprache, bauen und das zarte Gedankenspiel stimmen. Mit dem Auge eines Glücklichen sah er jetzt noch herum in der Schöpfung; sein frohes Gemüt faßte alle Erscheinungen uneigennützig und rein auf und legte sie rein und lauter in einem regen Gedächtnis nieder. Sanft und lachend war also der Anfang des Menschen, und dies mußte sein, wenn er sich zu dem Kampfe stärken sollte, der ihm bevorstand.
Setzen wir also, die Vorsehung wäre auf dieser Stufe mit ihm stillgestanden, so wäre aus dem Menschen das glücklichste und geistreichste Tier geworden - aber aus der Vormundschaft des Naturtriebs wäre er niemals getreten, frei und also moralisch wären seine Handlungen niemals geworden, über die Grenzen der Tierheit wäre er niemals gestiegen. In einer wollüstigen Ruhe hätte er eine ewige Kindheit verlebt - und der Kreis, in welchem er sich bewegt hätte, wäre der kleinstmöglichste gewesen, von der Begierde zum Genuß, vom Genuß zur Ruhe und von der Ruhe wieder zur Begierde.
Aber der Mensch war zu ganz etwas anderem bestimmt, und die Kräfte, die in ihm lagen, riefen ihn zu einer ganz andern Glückseligkeit. Was die Natur in seiner Wiegenzeit für ihn übernommen hatte, sollte er jetzt selbst für sich übernehmen, sobald er mündig war. Er selbst sollte der Schöpfer seiner Glückseligkeit werden, und nur der Anteil, den er daran hätte, sollte den Grad dieser Glückseligkeit bestimmen. Er sollte den Stand der Unschuld, den er jetzt verlor, wieder aufsuchen lernen durch seine Vernunft und als ein freier vernünftiger Geist dahin zurückkommen, wovon er als Pflanze und als eine Kreatur des Instinkts ausgegangen war; aus einem Paradies der Unwissenheit und Knechtschaft sollte er sich, wäre es auch nach späten Jahrtausenden, zu einem Paradies der Erkenntnis und der Freiheit hinaufarbeiten, einem solchen nämlich, wo er dem moralischen Gesetz in seiner Brust ebenso unwandelbar gehorchen würde, als er anfangs dem Instinkt gedient hatte, als die Pflanzen und Tiere diesem noch heute dienen. Was war also unvermeidlich? Was mußte geschehen, wenn er diesem weitgesteckten Ziel entgegenrücken sollte? Sobald seine Vernunft ihre ersten Kräfte nur geprüft hatte, verstieß ihn die Natur aus ihren pflegenden Armen, oder richtiger gesagt, er selbst, von einem Trieb gereizt, den er selbst noch nicht kannte, und unwissend, was er in diesem Augenblick Großes tat, er selbst riß ab von dem leitenden Bande, und mit seiner noch schwachen Vernunft, von dem Instinkte nur von ferne begleitet, warf er sich in das wilde Spiel des Lebens, machte er sich auf den gefährlichen Weg zur moralischen Freiheit. Wenn wir also jene Stimme Gottes in Eden, die ihm den Baum der Erkenntnis verbot, in eine Stimme seines Instinktes verwandeln, der ihn von diesem Baum zurückzog, so ist sein vermeintlicher Ungehorsam gegen jenes göttliche Gebot nichts anders als - ein Abfall von seinem Instinkte - also erste Äußerung seiner Selbsttätigkeit, erstes Wagestück seiner Vernunft, erster Anfang seines moralischen Daseins. Dieser Abfall des Menschen vom Instinkte, der das moralische Übel zwar in die Schöpfung brachte, aber nur um das moralische Gute darin möglich zu machen, ist ohne Widerspruch die glücklichste und größte Begebenheit in der Menschengeschichte, von diesem Augenblick her schreibt sich seine Freiheit, hier wurde zu seiner Moralität der erste entfernte Grundstein gelegt..."
Kants Menschenbild
Ralf Schauerhammer beschreibt in seinem brillantem Artikel das Kantsche Menschenbild, wie es auch von heutigen Politikern 1:1 vertreten wird, insbesondere von den Grüninnen: Der Mensch als "zu intelligent geratenes Tier":
Kant teilt die Entwicklung in vier Schritte ein, welche die Vernunft des Menschen macht, und ordnet diesen Schritten Bibelstellen zu. Warum gerade vier Schritte, und warum diese, erklärt er nicht. Im ersten Schritt, den die Vernunft über den Instinkt hinausgeht, erweitert sie die Grenzen der Nahrungsaufnahme über den Instinkt hinaus. Das ist für Kant nicht eine Befreiung und qualitative Veränderung des Menschen, sondern eine durchaus problematische Sache, und sofort entspringt diesem ersten Vernunftgebrauch der Mißbrauch.
"Solange der unerfahrene Mensch diesem Ruf der Natur gehorchte, so befand er sich gut dabei. Allein die Vernunft fing bald an sich zu regen, und suchte. .. seine Kenntnis der Nahrungsmittel über die Schranken des Instinkts zu erweitern... Allein, es ist eine Eigenschaft der Vernunft, daß sie Begierden mit Beihülfe der Einbildungskraft, nicht allein ohne einen darauf gerichteten Naturtrieb, sondern sogar wider denselben, erkünsteln kann, welche im Anfange den Namen der Lüsternheit bekommen, wodurch aber nach und nach ein ganzer Schwarm entbehrlicher, ja sogar naturwidriger Neigungen, und der Benennung der Üppigkeit, ausgeheckt wird."
Wenn man es so sieht, möchte man sich über die neue Vernunftfreiheit gar nicht freuen, liegt es doch in der "Eigenschaft der Vernunft", daß sie sofort alle möglichen "naturwidrigen Neigungen" erzeugt, von denen das tierische Wesen verschont bleibt.
Und so erklärt Kant in seiner "Anmerkung" zu der Schrift den Sündenfall zwar wie auch Schiller als "Übergang aus der Vormundschaft der Natur in den Stand der Freiheit", aber dieser "erste Schritt" war für Kant ein "Fall" und "eine Menge nie gekannter Übel des Lebens die Folge dieses Falls". Das ist die gerechte Strafe für diesen Fall. Kants Begründung: "Die Geschichte der Natur fängt also vom Guten an, denn sie ist das Werk Gottes; die Geschichte der Freiheit vom Bösen, denn sie ist Menschenwerk." Schiller spielt in seiner Schrift auf diese Sichtweise in offensichtlicher Ironie an, wenn er sagt, daß wohl ein "Volklehrer" bei diesem Schritt von einem "Fall" sprechen könne, "aber der Philosoph" müsse "der menschlichen Natur zu diesem wichtigen Schritt zur Vollkommenheit Glück wünschen".
„Der Mensch ist von Natur aus böse. Er tut das Gute nicht aus Neigung, sondern aus Sympathie und Ehre.“
- I. Kant: Reflexionen zur Anthropologie, 1425. AA XV, Seite 622, 9f
„Der Mensch ist ein Tier, das, wenn es unter andern seiner Gattung lebt, einen Herrn nötig hat. Denn er missbraucht gewiss seine Freiheit in Ansehung anderer seinesgleichen; und ob er gleich als vernünftiges Geschöpf ein Gesetz wünscht, welches der Freiheit Aller Schranken setze: so verleitet ihn doch seine selbstsüchtige tierische Neigung, wo er darf, sich selbst auszunehmen.“Kants Stärke waren nicht Mitgefühl oder Menschlichkeit, sondern das Kategoriseren, das auch vor den menschlichen Rassen nicht Halt machte:
- I. Kant: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht, 1784. Sechster Satz
"Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Race der Weißen. Die gelben Indianer haben schon ein geringeres Talent. Die Neger sind weit tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften. [...] Die Negers von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische stiege."
- Kant AA IX, Von den verschiedenen Rassen
"Wir treffen hier auf einen grundlegenden Gegensatz. Wer einen Staat will, in dem ein kleine Oligarchie die Mehrheit beherrscht, der muß davon ausgehen, daß der Mensch schlecht ist, um zu rechtfertigen, daß er die Mehrheit durch Gesetze und Zwang (wie subtil und "modern" er auch sein mag) unterdrückt, während die Vertreter eines freien Staates immer vom guten, verbesserungsfähigen Menschen ausgehen und ihre Hauptaufgabe darin sehen, möglichst viele Mitmenschen zu verantwortlichen Staatsbürgern zu erziehen.... Der Unterschied der Denkweise und des Menschenbildes von Kant und Schiller [ist] keine theoretische Frage, sondern eine Frage der praktischen Politik." - R. S. a.a.O.
Das Perfide ist, dass man die Umwelt absichtlich verkommen lässt und echte Lösungen verhindert, um die Menschen moralisch mürbe zu machen, ihnen ihre Schlechtigkeit und Unfähigkeit einzureden! Geniale Lösungen zur Plastikbeseitigung in allen Weltmeeren bekommen schlichtweg nicht die Unterstützung, die sie angesichts der Anti-Plastik-Kampagne logischerweise erhalten müssten, obwohl sie schon ausgereift und in kleinem Maßstab bereits im Einsatz sind. Es würde eine Aufbruchsstimmung erzeugen und die immer massiveren Einschränkungen hinterfragen. Die Grüne Bewegung ist eine Kunstbewegung, erkennbar daran, dass sie gerade solche Initiativen ignoriert und immer nur neue Auflagen und Einschränkungen fordert. Sie war von Anfang an die Speerspitze der Verknappungsindustrie. Umweltschutz müdet in der Ökodiktatur:
- “Wir haben erkannt,
daß eine Loslösung des Menschen aus der Natur, aus dem Lebensganzen zu
seiner Vernichtung... führt. Nur durch Wiedereingliederung des Menschen
in das Naturganze kann [der
Mensch] zum Erstarken
gebracht werden. Das ist der tiefste Sinn der biologischen Aufgabe der
Gegenwart. Nicht der Mensch allein steht mehr im Mittelpunkt des Denkens, sondern das Leben als Ganzes,
wie es sich in allen Lebewesen auf der Erde offenbart.
Dabei wir kein
einsichtiger Biologe die Bedeutung all dessen übersehen, was den
Menschen über die übrigen Organismen hinaushebt. Dieses Streben nach
Verbundenheit mit dem Gesamtleben, ja mit der Natur überhaupt, in die
wir hineingeboren sind, das ist aber, soviel ich sehe, der tiefste Sinn
und das eigentliche Wesen nationalsozialistischen Denkens.”
Auch das folgende Zitat bekommt in diesem Zusammenhang eine beklemmende Zweideutigkeit:
“Eine gute Entwicklung ist nur möglich, wenn wir die Gegensätze nicht nur zwischen den Völkern abbauen, sondern auch zwischen Mensch und Natur. Eine friedliche Zukunft der Menschheit wird nur gesichert sein, wenn wir auch den Frieden mit der Natur finden.” (Helmut Kohl)
Dann gibt es - last not least - auch das "libertäre Modell" einer Gesellschaftsordnung, das ganz ohne Staat auszukommen meint. Unabhängig davon, dass eine staatliche Struktur grundsätzlich nur ein Ausdruck eines höherentwickelten "Sozialen Organismus" darstellt, muss sich dieses Modell aber genauso an seinem Menschenbild messen lassen, denn dieses war es zu allen Zeiten, welches die Staatsform begründete (der Kant/Schillersche Gegensatz spiegelte sich z.B. auch in der Rivalität zwischen Sparta und Athen wider).
Letztlich führt kein Weg an der spirituellen Höherentwicklung des Menschen vorbei!
"Die politisch-ökologische Krise unserer Zeit eine psycho-kosmologische Krise. Wir sind in Wahrheit kosmische Wesen und vom Kosmos 'gemeint'."
- Jochen Kirchhoff
Das negative Menschenbild drückt sich - wen wundert's? - auch in einer negativen Kosmologie aus! Schon Oswald Spengler erklärte in seiner Monumentalkritik "Der Untergang des Abendlandes" die allmähliche Entstehung der bedrückenden Vorstellung von der Leere des Weltalls, die den antiken Völkern noch völlig fremd war. Die außen wahr-genommene Leere , die "Welt als Guckkasten" sei Ausdruck eines "faustischen Lebensgefühls der Leere" gemäß der Entsprechung Weltbild = Menschenbild = Gottesbild!
Hans Sedlmayr beschreibt in seinem Monumentalwerk "Verlust der Mitte" den stetigen Verfall der Kultur seit der französischen Revolution, der sich am deutlichsten in der Kunst und dort in der Malerei zeigt. Die Mitte steht für das Sakrale. Eine einfach verortbare "Mittelpunkt der Welt" wäre laut dem christlich geprägten Schamanen Black Elk (Schwarzer Hirsch) zugleich der Ursprung, also der Sitz des Schöpfers.
Albert Einstein, der noch heute - nach 100 Jahren - der heranwachsenden Generation (völlig zu Unrecht!) als "größtes Genie der Neuzeit" präsentiert wird, wurde nach der wichtigsten philosophischen Frage gefragt, die sich ein Mensch stellen könne. Seine Antwort war: "Ist das Universum ein freundlicher Ort?" Damit bestätigte er den o.g. Zusammenhang von Menschenbild und Weltbild. Und ja, auch die herrschende, dystopische Kosmologie ist - wie das Menschenbild - ebenfalls nicht "alternativlos"! Es gibt ein vollwertiges, physikalisch vollkommen logisches Modell, das sogar mit den antiken Vorstellungen vom "kosmische Ei" kompatibel ist: die Zellularkosmologie.
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