Sai Baba hat es wie wenige verstanden, spirituelle Weisheit auf eingängige Mottos zu reduzieren, die man sich auch in diesen Zeiten der Hektik und Krisenbewältigung merken kann. Der obige Spruch zählt zu seinen bekanntesten. Obwohl er leicht zu verstehen ist, beschäftigt er mich gerade. Dass es hilfreich und - zumindest langfristig - glückbescherend ist, gut zu sein und gute Werke zu tun, leuchtet ja jedem ein. Doch die letzte Aufforderung - "see good" - ist das nicht typisch für kritiklose Gutmenschen und Schlafschafe? Sollte man nicht vielmehr auf das Übel und Böse in der Welt hinweisen, gemäß dem Leitspruch "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt"?
Nur das Gute zu sehen ist so schwer, wie auf einem weißen Blatt Papier das Weiß zu sehen und nicht den schwarzen Punkt in der Mitte. Der zieht förmlich alle Aufmerksamkeit auf sich. Das Gute zu sehen ist somit ein "widernatürlicher" Akt, konträr zur natürlichen Sehgewohnheit.
Beachte nicht den schwarzen Punkt! |
"Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element."
- Goethe, Faust
Allein die Beschäftigung mit der Sünde, der Zerstörung und dem Bösen bringt uns dem Teufel, dem Diabolos, dem Widersacher, dem Spalter und Entzweier immer näher. Trennung statt Einheit ist die Folge.
Einheit in der Vielfalt
Die Einheit in der Vielfalt zu sehen ist jedoch erst die ganze Wahrheit. Dabei stehen Einheit und Vielfalt gleichberechtigt nebeneinander. Die Vielfalt ist die Schöpfung. Der Mensch wurde am sechsten Schöpfungstag erschaffen. Er hat die Aufgabe, die Vielfalt als objektive Realität anzuerkennen, die zu erkunden, zu würdigen und anzunehmen und sie - unter Transformation seiner selbst - in die Einheit zurückzuführen.
"Ihr seid Prema Svarupalara - Verkörperungen göttlicher Liebe."
- Sri Satya Sai Baba
Liebe ist das paradoxe Prinzip der Einheit und Vielfalt, die beide in unaufhörlichem, ewigen Rhythmus von Expansion und Kontraktion ineinander übergehen und sich gegenseitig bedingen. Dieser Übergang ist auch ein Durchgang, eine Transformation. Der Nullpunkt - der Mittelpunkt - die Mitte - Gott - steht im Spannungsverhältnis zur Peripherie, zur Kugel (Schöpfung).
Die Animation veranschaulicht die unendliche Kontraktion und Expansion des Universums. Über die fälschliche Verknüpfung dieses fundamentalen Schöpfungsvorgangs mit dem kopernikanisch-azentrischen Weltbildes wollen wir in diesem Kontext hiwegsehen und verweisen stattdessen nur auf die Zellularkosmologie, die den Torus in vollkommener Weise integriert.
Man = Manu (Hand)
Ist es nicht interessant, dass der Begriff Mensch ("Man") etymologisch auf "Manu" (lat. "Hand") zurückzuführen ist? Der Mensch vereint in sich beide Prinzipien, erkennbar schon an seinem besonderen Merkmal, das ihn von den Tieren unterscheidet: der menschlichen Hand. Die menschliche Hand ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Daumen vier Fingern gegenübersteht. Womit wiederum das Prinzip der Einheit (ein Daumen) und Vielfalt (vier Finger) zum Ausdruck kommt. Zugleich definiert die Hand die Topologie des Torus (Apfel, Frucht, Schöpfung)."He's got the whole World in His hands." |
Die Eins ist die Basis aller Zahlen, sie ist Symbol für den Schöpfergott Brahma. Sie ist wohl jedoch nicht gleichzusetzen mit dem Nullpunkt (das nichtindividuelle Brahman, Nirvana), sondern der Schöpfergott (die Eins) entsteht aus Brahman (der Null), so wie im Baum des Lebens Kether (die Krone, die "singuläre Strahlungsquelle"?) aus En Soph (dem Unendlichen, Willenlosen) hervorgeht. Die Zahlenreihe der 1 lautet: 1, 10, 19, 28, 37, 46, 55, 64, 73, 82, 91, 100.
Die Vier ist die Zahl der Schöpfung. Sie ist die einzige Zahl, die aus der Summe und dem Produkt zweier Zahlen gebildet werden kann: 2 + 2 = 4 und 2 x 2 = 4. Die ersten zwölf Zahlen mit Quersumme 4 sind: 4, 13, 22, 31, 40, 49, 58, 67, 76, 85, 94, 103. Interessant ist, dass die 13 Teil der Vierer-Reihe ist und dass die Zahlen 49 bis 94 als Quersumme die 13 haben. Die 13 steht für Tod, für Kontraktion zurück in die Einheit. Sie verkörpert das Shiva-Prinzip der Auflösung, Zersetzung und Zerstörung (Saturn, Satan).
God = G.O.D. Generation - Organisation - Dissolution. |
Transformation durch Liebe
Gott ist nicht gut, Gott ist gewaltig. Er will nicht unsere Anbetung, sondern unsere Transformation. "Transformation durch Liebe". Es ist schon erstaunlich, das keiner der heute lebenden "Weisen" diese ebenso simple wie fundamentale Definition gab, als ihnen das Team des Filmprojekts "One" die Frage nach dem "Sinn des Lebens" gestellt wurde. Dennoch bestätigte einer der Interviewten - Richard Lawrence - auf die Frage nach "human quality", dass Liebe das Wichtigste sei.
Kein anderes Symbol vereint die Eins und die Vier besser, als das Kreuz. In der Mitte die Eins, die "Quinta essencia" (die 5. Essenz, das Wesentliche, die Wahrheit), an den zwei Balken die vier Enden, die vier Himmelsrichtungen (Symbol für das Welt-All). Das Kreuz ist das vollkommene Transformationssymbol.
"The symbolical meaning of the cross is: cross the I, cross the Ego."
- Sri Satya Sai Baba
"If you want to be a hero, you must become a zero."
- Sri Satya Sai Baba
"Der Größte unter euch soll euer Diener sein."
- Mt 23:11
Transformation ist der Durchgang durch den Nullpunkt. "The Race to Zero-Point" gilt eigentlich dem Wettlauf nach der von Nikola Tesla und Viktor Schauberger bereits erfolgreich erschlossenen "Freien Energie", auch "Nullpunkt-Energie" genannt. Die offizielle Verfügbarkeit der Freien Energie wird wohl erst möglich, wenn der Mensch sein Mangelbewusstsein (= Ego-Bewusstsein) abgelegt hat, welches ihn an der Teilhabe an der Fülle hindert und ihn zum verführten Opfer seiner Wünsche und Bindungen macht. Eine "Null" im Sinne von egolos zu werden, setzt also ein totale Konzentration auf den Nullpunkt voraus, während alles andere (Besitz, Gesundheit, guter Ruf) verloren gehen mag. Viele Schüler haben die Prüfung ihres Gurus gemeistert und sind durch das alles-verzehrende Feuer der bedingungslosen Hingabe an den Guru gegangen. Ein eindrucksvolles Beispiel liefert Irina Tweedies Autobiographie ihres Initiationsweges ("Der Weg durchs Feuer").
Ja, und nachdem die paradoxe Wahrheit erkannt ist ("see good"), wäre "do good" die konsequente, natürliche menschliche Hand-lungsweise. Das Gute könnte definiert werden als alles, was die göttliche Ordnung (10) offenbart. Schlecht und böse ist dagegen alles Spaltende, das die Ordnung ahrimanisch-materialistisch leugnet (eins weniger als 10 ist 9), bzw. sich selbst luziferisch zum Gesetz macht (eins mehr als 10 ist 11. Womit wir wieder bei der Symbolik von 9-11 wären.
Gut zu sein ("be good") bedeutet zuallererst, sich selbst als Mensch von Grund auf als gut zu sehen. Während Schiller den Menschen von Grund auf als gut sieht, behauptet der "Brotgelehrte Kant" (wie Schiller ihn nannte), dass der Mensch eine Bestie sei, die es in die "Ketten der Vernunft" zu legen gälte. Das Böse ist jedoch nicht unsere wahre Natur, sondern lediglich Ausdruck unserer Unwissenheit, unserer Dunkelheit, bzw. mangelnden Illumination (Erleuchtung).
"Ignorance is a very bad thing. Death is sweeter than ignorance."
- Sri Satya Sai Baba